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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 33

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 82. Ludwig Xiv. Leopold I. 33 fluß auf die Erziehung und Entwicklung des Prinzen. Nach Mazarins Tod (1661) übernahm Ludwig Xiv. die Regierung. Ganz den Grundsätzen entsprechend, welche Mazarin seiner Seele eingepflanzt hatte, steckte er seinem Wirken zwei große Ziele, die er mit aller Energie Zwei Ziele Lud-nnd Ausnutzung aller Mittel zu erreichen suchte. Er wollte erstens die Königsmacht im Innern so befestigen, daß keine Bewegung im Laude an den Grundlagen derselben rütteln könne, alle Gewalt an sich bringen, seinen Willen nach dem Grundsatz „l’Etat c’est moi“ (der Staat bin ich) zum allbeherrschenden, unumschränkten machen; er wollte zweitens Frankreich zum tonangebenden Staat in Europa erheben, die andern Staaten also in größere oder geringere Abhängigkeit von sich bringen. 3. Um das erste Ziel zu erreichen, gestattete er keine Mitregierung Mtttel^zur^Be-seitens der Reichsstände und des Pariser Parlaments, schränkte er die Königtums. Macht der Minister ein und verlieh die obersten Stellen nur an solche Männer, die ihm treu ergeben waren und die sich ohne Widerrede seinem Willen unterwarfen. Dabei war er indes darauf bedacht, für jedes Amt den begabtesten und brauchbarsten Mann zu finden. Mit viel Sicherheit und großem Scharfblick erkannte er die Fähigkeiten der ihn umgebenden Personen und so kam es, daß er Männer an die Spitze der einzelnen Verwaltungszweige stellte, die sich ihrer Aufgabe in hohem Grade gewachsen zeigten. Die hervorragendsten waren: 1) Colbert, welcher die Finanzen verwaltete, für Verbesserung a. Minister, der Verkehrswege, für Anlage von Straßen und Kanälen (Südkanal: Garonne-Mittelmeer) sorgte, das inländische Gewerbe hob, indem er die Ausfuhr von Rohstoffen und die Einfuhr von Fabrikaten verbot, einen Aufschwung des Ackerbaues und des Handels bewirkte und durch seine gesamte Tätigkeit die Mittel herbeischaffte, welche Ludwig Xiv. zu seinen Kriegen, Festen, Einrichtungen und zu den „Bestechungen auswärtiger Minister" brauchte; 2) der Kriegsminister Lonvois, welcher mit Geschick und Erfolg an der Vermehrung, besseren Organisation und Ausbildung des stehenden Heeres arbeitete, aber durch eine grausame Kriegsweise eine traurige Berühmtheit erlangte; 3) Vanban, der geniale Kriegsingenienr, welcher mit meisterhafter Kunst die eroberten Grenzstädte in uneinnehmbare Festungen umwandelte. Da Ludwig Xiv. viel Sinn für das Schöne hatte, so begünstigte b. Pflege der er die Pflege und höhere Entwicklung der Künste, namentlich der Baukunst und der Poesie. Prachtbauten erhoben sich in und um Paris, der herrlichste von ihnen das Schloß Versailles, in dessen Spiegelsaal 1871 das Deutsche Reich proklamiert wurde. Die Dichtkunst feierte ihr goldenes Zeitalter. Dichter und Gelehrte (Tragödie: Corneille und Racine. Komödie: Moliere. — Fenelon, Pascal) wetteiferten darin, den Namen Ludwigs zu verherrlichen. So gelang es Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 3

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 131

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 111. Die dritte Koalition gegen Frankreich 1805. 131 er habe Beziehungen zu den Verschwörungen, die sich in Frankreich int Kreise der Republikaner und der Royalisten gegen das Leben des ersten Konsuls gebildet hatten. Von Argwohn beeinflußt, beschloß er die Beseitigung des Prinzen. Er ließ ihn in einer Nacht (März 1804) von einer aus Straßburg nach Ette n he im (Aufenthaltsort Enghiens) geschickten militärischen Abteilung ergreifen, nach Vincennes bringen und dort ohne jede Beobachtung von Rechtsformen erschießen. England und Rußland erhoben Protest; das Reich aber und Baden unterließen jede Kundgebung der Mißbilligung. Weitere Übergriffe erfolgten 1805. Napoleon verwandelte die Italienische Republik in das Königreich Italien und setzte sich selber die Krone aufs Haupt, während die Ligurische Republik mit Frankreich vereinigt wurde. 4. Alle diese Gewalttaten, welche als Hohn auf die Schwäche Deutschlands und Österreichs erschienen, brachten den Wiener und Petersburger Hof zur Erkenntnis von der Notwendigkeit gemeinsamer Rüstungen. Der englische Minister Pitt, der von der Überzeugung durchdrungen war, daß „keine Sicherheit für England und Europa bestehe, so lange der Soldatenkaiser aus dem Throne fitze", benützte die franzosenfeindliche Stimmung und brachte im April 1805 die Dritte Koalition gegen Frankreich zu stände, welcher außer England und Österreich noch Rußland unter Alexander I. (1801—1825) beitraten. Die Bemühungen, Preußen zum Eintritt in die Allianz zu bewegen, scheiterten, so sehr sie auch von einer patriotischen Partei, namentlich der hochherzigen Königin Luise, unterstützt wurden, an der Friedensliebe, Zaghaftigkeit und Unentschlossenheit Friedrich Wilhelms Iii. — Die süddeutschen Staaten: Bayern, Württemberg, Baden, Hessen vereinigten, durch Verheißungen gewonnen, ihre Streitkräfte mit den französischen. 5. Während Napoleon in den Häfen an der franzöfifchen Westküste großartige Rüstungen betrieb, fielen die Österreicher unter Führung des Generals Mack in Bayern eilt, drangen bis an die obere Donau vor und bezogen bei Ulm eine befestigte Stellung. Mack fühlte sich sicher und sah mit Siegeszuversicht der Ankunft der feind- lichen Heere entgegen. Diese ließen nicht lange auf sich warten. Mit staunenswerter Schnelligkeit erschien Napoleon selbst ant Rhein und rückte mit seinen kampfeslustigen Scharen über den Schwarzwald nach Schwaben vor. Gleichzeitig führte Marschall Beruadotte seine Truppen von Hannover nach Süden und zog dabei, unbekümmert um die bisher von Preußen ängstlich gewahrte Neutralität, durch die seit 1791 (§ 100, 2) zu Preußen gehörige Markgraffchaft Ansbach. Noch hatte Mac! iit seiner Verblendung keine Ahnung von der Nähe des Feindes, da war Ulm schon von französischen Heeren umzingelt und 9* Dritte Koalition gegen Frankreich 1805. Kapitulation von Ulm 1805 (Oft.)

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 147

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 116. Die Erhebung Österreichs 1809. 147 1808 erfolgte die Ankunft der zwei Kaiser in Thüringens Hauptstadt. Damit die Erfurter Tage einen imposanten Verlauf nahmen, erschienen auf Napoleons Wink auch die Fürsten der Rheinbundsstaaten. Vier Könige und 34 andere gekrönte Häupter beeilten sich, dem Herrn Europas ihre Huldigung darzubringen. Alle erdenkliche Pracht der Welt kam zur Entsaltung. Die Verhandlungen mit Alexander führten zu dem gewünschten Resultat. Napoleon verhieß dem Zaren freie Hand gegen die Türkei und Begünstigung seiner Orientpläne; Alexander erkannte Joseph als König von Spanien an und versprach Unterstützung in einem etwaigen Krieg gegen Österreich. 4. Nun konnte Napoleon an die Unterdrückung des spanischen Ausstandes denken. Ehe er dahin zog, schrieb er, um die Lust zur Erhebung im Keime zu ersticken, an Franz I. einen in hochmütiger Sprache abgefaßten Brief, worin die Worte standen: „Was Ew. Majestät find, find Sie durch meinen Willen." In Spanien brachte Napoleon wohl feinen Bruder Joseph nach Madrid zurück; aber er konnte trotz aller Übermacht das Volk nicht zur Ruhe bringen. Der Kampf tobte fort und endigte 1813 mit der Flucht Josephs aus Spanien und mit der Rückkehr Ferdinands Vii. nach Madrid (1814). § 116. Die Erhebung Österreichs 1809. 1. Während Napoleon in Spanien weilte, begann es in Österreich zu gäreu. Die durch Stein und andere Patrioten angefachte Bewegung war dorthin gedrungen und hatte allmählich alle Schichten der Bevölkerung ergriffen. Die Seele derselben war Gras Stadion, ein Aristokrat aus einem alten schwäbischen Rittergeschlecht, den Franz I. bald nach dem Preßburger Frieden an die Spitze der Staatsverwaltung berufen hatte. Durch und durch deutsch in seiner Gesinnung und von der Überzeugung durchdrungen, daß nur ein tatkräftiges Zusammenwirken von Regierung und Volk den Staat aus seiner drückenden Abhängigkeit von Napoleon befreien könne, suchte er durch zeitgemäße Reformen der Nation vaterländischen Geist, opferwilligen Sinn einzuhauchen und die Volkskräfte zu entfesseln. Bauernstand und Bürgerstand erfuhren Erleichterungen, die Presse wurde von beengenden Vorschriften befreit, die Schule erfreute sich größerer Fürsorge und die Talente im Volke kamen zur Geltung, indem man sie in einflußreiche Stellungen einrücken ließ. 2. Und wie aus dem Gebiet der Verwaltung, so kam es auch im Heerwesen zu heilsamen Neuerungen. Das größte Verdienst um die Regeneration des Heeres erwarb sich Erzherzog Karl, Öfter- 10* Reformen im Staatswesen. Reformen im Heerwesen.

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 112

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
112 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. Empörung des Volkes. Übergabe der P "Bastille. 14. Juli 1789. 1789 auf den Rat seines beim Volke beliebten Ministers Necker die seit 1614 nicht mehr beisammen gewesenen Reichsstänbe nach Versailles und zwar mit boppelter Vertretung des britten Stanbes (tiers etat): etwa 300 Abelige, 300 Geistliche und 600 Bürger, um mit ihnen die Lage des Laubes zu besprechen und Mittel zur Abstellung der Not-ftünbe zu suchen. Aber gleich in der ersten Sitzung offenbarte sich die Unmöglichkeit des Zusammenwirkens. Die Privilegierten (Abel und Geistlichkeit) wollten nicht mit den Bürgern in einem Saale in Beratung treten; auch verlangten sie, daß nicht nach Köpfen, sonbern nach Stäuben abgestimmt werbe. Der barüber entbrannte Streit enbete damit, daß sich die Bürger und Bauern, ihre Macht und ihre Bebeutung für den Staat erkennend, als die eigentliche Nationalversammlung ausriefen, Adelige und Geistliche zum Beitritt einluden und am 21. Juni eidlich gelobten, nicht eher auseinanderzugehen, bis sie dem Sande eine neue Verfassung gegeben hätten, d. H. bis die absolute Monarchie abgeschafft und eine stetige Volksvertretung zur Mitregierung eingerichtet wäre. Verschiedene Mitglieder des Adels und des Klerus traten in ihre Reihen. Ihre Wortführer waren: Graf Mirabeau, ein Redner von dämonischer Begabung, aber befleckt durch ein wüstes, unsittliches Jugendleben und zersallen mit seiner Familie; der Abbe Sieyes und der schwärmerische Lasayette, der sich an den Freiheitskämpfen in Amerika beteiligt hatte. Sieyös rief aus: „Was ist der dritte Stand? — Alles, die Nation. Was bedeutet er im Staate? — Nichts!" 3. Diese Vorgänge versetzten die Bevölkerung von Paris in die größte Aufregung. Der König schwankte, eines Entschlusses und einer entschiedenen Tat unfähig, zwischen Nachgiebigkeit und Widerstand hin und her. Da er den Garden in der Hauptstadt nicht traute, berief er einige Regimenter aus der Provinz nach Versailles. Allein diese Anordnung beuteten Mirabeau und andere als einen beabsichtigten Angriff auf die Nationalversammlung. Die Kunde davon, sowie die plötzliche Entlassung des volksfreundlichen Ministers Necker gaben in Paris das Signal zur Empörung. Und nun erfolgte ein Wutausbruch des rohen, zuchtlosen Pöbels. Die zusammengerottete Menge stürmte unter wüstem Geschrei durch die Straßen und erzwang die Übergabe der Bastille (einer alten Burg, die als Staatsgefänguis benützt würde), bereu Znfammenbrnch für einen Sieg der Volks-souveränität über das „Königtum von Gottes Gnaden" gehalten wurde (14. Juli 1789, Anfang der französischen Staatsumwälzung, noch heute als Geburtstag der Republik gefeiert). Ein zweiter Aufstand (Oktober) zwang den König und seine Familie zur Übersiebelung von Versailles nach Paris; die Nationalversammlung folgte. Unterbeffen würde eine Bürgerwehr unter beut Namen der Nationalgarbe

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 114

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Gesetzgebende Versammlung 1791- 1792: a. Zusammensetzung und Aufgabe. b. Erklärung des Krieges an Österreich 1792. 114 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. Ausschreitungen zu befürchten waren, so verließen die königlichen Prinzen und viele Adelige ihr Vaterland und ließen sich namentlich in den Rheinstädten nieder (Emigranten), von wo aus sie die deutschen Fürsten zum bewaffneten Einschreiten gegen Frankreich und zur Wiederherstellung der früheren Ordnung aufzustacheln suchten. Das Zentrum dieses „auswärtigen Frankreich" war Koblenz. Endlich glaubte auch der König die Sicherheit seiner Person bedroht. Um sich den Gefahren zu entziehen, machte er im Juni 1791 eineu Fluchtversuch, wurde aber in Varennes (bei Metz) erkannt und daun auf Befehl der Nationalversammlung nach Paris zurückgebracht, wobei er auch den letzten Rest von Autorität im Volke verlor. Bald darauf löste sich die Konstituierende Versammlung auf, um uoch in demselben Jahr einer anderen, der gesetzgebenden, Platz zu machen. § 106. Die Gesetzgebende Versammlung. Der Nationalkonvent. Die Direktorialkriege. 1. Die Gesetzgebende Vers a m in lnng (Assemblee legislative, 1791 — 1792) kam durch allgemeine Wahlen zu stände. Ihre Aufgabe war: die Verfassung durch gesetzgeberische Maßnahmen weiter auszubauen und sie in das praktische Leben überzuführen. In ihr gab es drei Parteien: 1) die konstitutionell-royalistische, welcher die Anhänger des Königtums angehörten; 2) die gemäßigten Republikaner, als deren wichtigste Gruppe die Girondisten (Abgeordnete aus dem Departement der Giroude) anzusehen waren, und 3) die radikalen Republikaner oder die Jakobiner, aus deren Seite sich die vor keinen Greueltaten zurückschreckenden Mänuer, wie Robespierre, M a r a t und Danton befanden. Die Versammlung saßte insbesondere die Be-kämpfung der für die neue Staatsordnung gefährlichen Emigranten ins Auge. Man sollte sie als Landesverräter und Verschwörer behandeln und ihre Güter einziehen. Der König widersetzte sich solchen Anträgen und erweckte dadurch den Verdacht, als baue er seine Hoffnungen auf die Vorgänge in den Rheingegenden. Wegen der von den Emigranten betriebenen Rüstungen richtete man eine Beschwerdeschrist an den Deutschen Kaiser. Als dieselbe keinen Erfolg hatte, mußte Ludwig Xvi. den Krieg an Österreich und Preußen erklären (1792). Das anfangs sieghafte Vordringen des Feindes benützten die Jakobiner zum Sturz des Königs. Indem sie den Gedanken verbreiteten, der König stehe in geheimen Beziehungen zu den deutschen Fürsten, stachelten sie die erhitzte Menge zu einem neuen Aufruhr an. Der wütende Pöbel machte im August 1792

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 116

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
116 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. c. Schreckens Herrschaft des Wohlfahrtsausschusses. d. Einführung einer neuen Zeitrechnung. e. Royalistische Ausstände und Ende der Schreckensherrschaft. Königs, Dauphin Ludwig (Ludwig Xvii.), wurde einem verworfenen Schuhmacher zur Erziehung übergeben. Er starb 1795 infolge von Mißhandlungen. „Wir haben die Schiffe hinter uns verbrannt", rief Ararat nach der Hinrichtung Ludwigs Xvi. aus und deutete damit an, daß den Männern des Umsturzes und der damaligen Herrschaft keine Wahl blieb, als Vernichtung aller ihrer Gegner oder eigener Untergang. Solcher Auffassung entsprechend, handelte nun auch der National-konvent. Er riß alle gesetzgebende und ausübende Gewalt an sich und übte ein Schreckensregiment ans, das alles übertraf, was sich bisher Entsetzliches zugetragen hatte. Au seiner Spitze stand der sogenannte Wohlfahrtsausschuß, in dem Robespierre, Danton it. a. ihre bluttriefende Tätigkeit entfalteten. Derselbe entwarf Gesetze, welche den ruhigen Bürger erzittern machten, alle Widerstrebenden mit dem Tode bedrohten und die einst so gefeierte Freiheit und Gleichheit in das Reich der Träume verwiesen. Ein Revolutionstribunal urteilte als oberster Gerichtshof über alle „Verdächtigen". Es kannte nur die Todesstrafe. Appellation oder Begnadigung gab es nicht. In den Provinzen bildeten sich Revolutionsausschüsse, die vom Konvente aus ihre Weisungen erhielten zur Ausrottung aller Männer von Besitz, Bildung und edler Gesinnung, und in allen größeren Städten, wie in Bordeaux, Nantes, Lyon, wüteten Kommissare des Wohlfahrtsausschusses, indem sie die entartete Menge zum Morde aufstachelten. Tausende von Bürgern, die bisher in Ruhe ihr Tagewerk verrichteten, verbluteten auf der Guillotine (einer von dem Deputierten Guillotiu erfundenen Enthauptungsmaschine, Fallbeil). Damit der Zusammenhang mit der Vergangenheit aufgehoben werde und steh die Erinnerung nicht mehr in frühere Jahrhunderte flüchten könne, führte man eine andere Zeitrechnung ein und bezeichnete als Anfang der neuen Zeit den 22. September 1792 (Gründungstag der Republik). Als veraltet betrachtete man auch das Christentum; man verbot den christlichen Kultus, hob den Sonntag und alle gottesdienstlichen Einrichtungen auf und ordnete die Verehrung der Vernunft an als der Quelle der Weisheit und Erkenntnis. So brach das Alte, Ehrwürdige und Geheiligte zusammen, die Stützen, welche Bildung und Gesittung getragen; Zerstörungswut und rohe Sinnenlust schritten sieghaft einher (1794 ließ Robespierre bitrch den Konvent wieder dekretieren: „Das Dasein eines höchsten Wesens und die Unsterblichkeit der Seele sei eine Wahrheit"). Gegen diese nmstürzlerischen Neuerungen und die Tyrannei des Konventes erhoben sich zwar viele Franzosen, so die Bevölkerung der Veitl)ee und die südlichen Städte Marseille, Bordeaux, Lyon und Toulon; letzteres rief sogar die Engländer zu Hilfe und räumte

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 120

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
120 Ix. Bon der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. zurückkehrten, eine Erklärung, welche die Franzosen zum äußersten Widerstande veranlaßte. Bei Valiny in der Champagne stieß Ferdinand von Braunschweig auf den französischen General Keller mann. Es kam im September zu einer resultatlosen Kanonade auf die vom Feinde besetzten Höhen. Hierauf traten die Preußen infolge der vorgerückten Jahreszeit den Rückzug nach Koblenz an, auf welchem sie durch Krankheiten, Kälte und Schwierigkeiten des Marsches ungeheure Verluste erlitten. Unterdessen drang General Dnmonriez von der Champagne aus nach Belgien vor, schlug die Österreicher bei Jemappes in Flandern (November) und vereinigte die österreichischen Niederlande mit Frankreich. Einfall-C^lstilles 5. (gilt anderes Heer machte unter Cnstine einen Einfall in die lande. Rheinlande, eroberte mit geringer Mühe Speier, Worms und zwang auch im Oktober 1792 die wichtige Festung Mainz zur Übergabe. Der Kurfürst und seine Beamten flohen und die Franzosen hielten, indem sie die Herrschaft der Menschenrechte verkündeten, ihren Einzug. Die leichtsinnige Bürgerschaft (wie überhaupt die rheinische Bevölkerung) begrüßte die Fremdlinge mit lauter Freude, löste den Zusammenhang mit dein Deutschen Reiche und beantragte den Anschluß an die französische Republik (Frankreich war unterdessen zur Republik umgewandelt worden). Eine Deputation, an deren Spitze der Forscher und Welt-umsegler Georg Förster stand, übermittelte diese Willenskundgebung an den Nationalkonvent in Paris. So kläglich verlief für Preußen und Deutschland der erste Zusammenstoß mit dem revolutionären Frankreich. Eine neue Epoche der Weltgeschichte war, wie Goethe sagte, eingebrochen. § 108. Der I. Koalitionskrieg 1793—1797. Die Verbündeten. 1. Im Januar 1793 siel das Haupt Ludwigs Xvi. Ein Schänder ergriff die europäischen Dynastien. Mit Entsetzen erkannte man, wohin die blinde Volkswut, der Haß gegen das Königtum führte. In den monarchisch regierten Staaten reifte die Überzeugung, daß man durch gemeinsames Vorgehen der weiteren Ausbreitung der revolutionären Gedanken und Bestrebungen einen Damm entgegensetzen müsse, und diese Erkenntnis führte 1793 zur ersten großen Koalition, welche auf Anregung des englischen Ministers William Pitt des Jüngeren von England, Österreich, Preußen, dem Deutschen Reich, Holland, Spanien und Sardinien geschlossen wurde. Anfängliche Er- 2. Der Gang des Krieges erfüllte anfangs die Verbündeten mit folge der Ver- . r ~ r- 2.. .. , , , bündeten 1793. frechen Hoffnungen. Die Österreicher siegten bei Neer winden

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 170

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
170 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. mit zahlreichern Gefolge über den Kanal, um ihren Verbündeten, den Prinzregenten von England, zu besuchen. Sie wurden vorn englischen Volke mit Begeisterung empfangen, namentlich ward Blücher, wo er sich blicken ließ, der Gegenstand rührender Huldigungen. § 125. Der Krieg von 1815. (Die 100 Tage.) Wiener Kongreß. l. Im November 1814 kam der in Aussicht genommene europäische Kongreß in Wien zu stände. Die meisten Staaten des Kontinentes waren vertreten. Wien hatte noch nie eine so glänzende Versammlung in seinen Mauern gesehen. Franz I. und Metternich suchten durch prunkvolle Feste ihren erlauchten Gästen den Aufenthalt in der schönen Kaiser stadt genußreich zu gestalten. Allein der äußeren Pracht entsprach nicht der Geist, der die Kongreßteilnehmer beseelte. Nur zu bald machte sich die alte Uneinigkeit und Eifersucht unter den Großmächten geltend; sie offenbarte sich insonderheit bei den Verhandlungen über die territoriale Neugestaltung der einzelnen Staaten. Die Beratungen nahmen zuweilen eine solche Schärfe an, daß man einen friedlichen Ausgleich der Differenzen für unwahrscheinlich halten mußte. Napoleons Rück- 2 Mit qröftter Spannung verfolgte Napoleon den Gang der kehr nach Frank- / _ . A, . , „ . . , . . . i rei*1815 Wiener Verhandlungen. Die Kunde von der Zwietracht unter den Kongreßmächten erfüllte ihn mit Zuversicht. Wie über Wien, fo wurde er auch über Frankreich und die dort herrschende Volksstimmung genau unterrichtet. Und was er erfuhr, war ebenfalls geeignet, neue Hoffnungen in ihm zu erwecken. Ludwig Xviii. hatte es nicht verstanden, die Gunst des Volkes zu erwerben. Verschiedene seiner Maßregeln, wie die Einschränkung der Presse, Besetzung der Offiziersstellen mit adeligen Jünglingen und die Rückgabe der noch nicht verkauften Emigrantengüter an die ehemaligen Eigentümer, hatten die Befürchtung hervorgerufen, daß man am Hofe damit umgehe, die Zeiten Ludwigs Xv. wieder herzustellen. Die Folge davon war Unzufriedenheit mit dem Regiment. Diese beiden Umstände: die Spaltungen in Wien, der Unwille der französischen Nation wirkten anspornend auf den ehrsüchtigen Manu in Elba. Es reifte in ihm der tollkühne Entschluß, im Vertrauen auf sein oft bewährtes Kriegsglück mit seiner Garde die Insel zu verlassen, die Bourbonen zu stürzen und seine Herrschaft wieder aufzurichten. Am 1. März 1815 landete er bei Cannes an der Südküste Frankreichs. In klug berechneten Proklamationen verkündigte er dem Volke „den Fortbesitz der durch die Revolution

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 172

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
172 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. zu Stunde bedenklicher. Schon begannen die einzelnen Abteilungen zu wanken, da erschienen gegen 5 Uhr die heißersehnten Preußen und gaben durch tatkräftiges Eingreifen dem Kampfe eine für die Ver-büudeteu erfreuliche Wendung. Die Franzofen verloren den Mut, gerieten in Verwirrung und fuchteu endlich ihre Rettung in wilder Flucht. („Sauve qui peut !a) Bei sinkender Nacht trafen sich Wellington und Blücher auf dem Schlachtfelde. Eine stumme Umarmung bekundete ihre tiefe Ergriffenheit über den Ausgang des Tages. Napoleons Ab- 5. In der Nacht vom 20. aus den 21. Juni traf Napoleon in Verbannung. Paris ein. Seine Macht war gebrochen, er hoffnungslos. Am 22. Juni unterzeichnete er die Abdankungsurkunde, etwas über 100 Tage nach seiner Rückkehr aus Elba. Hierauf entwich er nach Rochefort an der Westküste, um sich jenseits' des Ozeans, in Amerika, in Sicherheit zu bringen. Als jedoch sein Vorhaben an der Wachsamkeit der Engländer gescheitert war, übergab er sich den letzteren als Kriegsgefangenen und diese brachten ihn dann nach einer mit den Verbündeten getroffenen Vereinbarung auf die nackte Felseninsel St. Helena im Atlantischen Ozean. Dort lebte der Gestürzte, abgeschieden von der Welt und von rohen Soldaten bewacht, noch sechs Jahre. Er starb am 5. Mai 1821. Im Jahre 1840 wurden seinem Wunsche gemäß seine Gebeine nach Paris gebracht und daselbst im Juvalideudom beigesetzt. Zweiter 6. Ausaugs Juli zogen die Verbündeten in Paris ein. Lud- November E. w i g Xviii. kehrte zurück und wurde abermals von der Nation und den Monarchen als König anerkannt. Am 20. November 1815 ward der Ii. Pariser Friede abgeschlossen. Frankreich trat Saarlouis und Saarbrücken an Preußen, Landau an Bayern, Savoyen und Nizza an Sardinien ab, zahlte 700 Millionen Franes Kriegsentschädigung und lieferte die früher aus Deutschland weggeführten Kunstschätze wieder aus. Der König von Preußen, der Kronprinz Ludwig von Bayern, sowie die preußischen Diplomaten und Generäle: Stein, Wilhelm von Humboldt, Hardenberg, Blücher und Gneisenau forderten die Wiedervereinigung von Elfaß und Lothringen mit Deutschland, indem sie darin eine Bürgschaft für die Aufrechterhaltung des europäischen Friedens erblickten. So gerecht und patriotisch dies Verlangen auch war, es stieß auf unüberwindliche Hindernisse. England uut) Rußland wollten Deutschland nicht groß und mächtig werden lassen und Österreich stand dem Streben nach Verwirklichung nationaler Forderungen gleichgültig gegenüber. So konnte also der durch Ludwig Xiv. an dem deutschen Vaterlande begangene Raub noch nicht gerächt werden.

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 194

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
194 X. Vom Wiener Kongreß bis zur Wiederaufrichtung des Deutschen Kaisertums. eine namentlich von den Studenten unterstützte Rebellion den Kaiser Ferdinand I., den verhaßten Metternich zu entlassen und einen Reichstag sür Gesamtösterreich einzuberufen. Metternich, seit 1809 leitender Minister, legte seine Ämter nieder und verließ die Hauptstadt (t 1859). Im Sommer und Herbst 1848 aber kam es zu neuen furchtbaren Ausbrüchen der Volksleidenschaften. Der Regierung entschlüpfte die Macht. Der Hof floh nach Innsbruck, später nach Olmütz und die Herrschaft über Wien fiel der Bürgerwehr zu. Die radikale Linke des Frankfurter Parlaments entsandte Robert Blum, um den Aufständischen ihre Sympathien zu bekunden. Fürst Windifchgrätz, der kurz vorher in Prag durch Niederwerfung der Czechenerhebnng die Ruhe wiederhergestellt hatte, rückte heran, belagerte die Kaiserstadt und nötigte sie am 31. Oktober zur Kapitulation. Die Hauptaustifter des Aufstandes hatten die ganze Strenge des Kriegsrechtes an sich zu erfahren. Unter den standrechtlich Erschossenen befand sich auch Robert Blum, der sich vergebens auf seine Unverletzlichkeit als Mitglied des Frankfurter Parlaments berufen hatte. — Unter den stürmischen Bewegungen der Zeit war Kaiser Ferdinand regierungsmüde geworden. Ant 2. Dezember 1848 legte er die ihm zu schwer gewordene Krone nieder und nun bestieg sein achtzehnjähriger Neffe Franz I o s e p h den österreichischen Thron. Tie Revolution 4. Ein Schauplatz stürmischer Kundgebungen und blutiger Scenen 18?M?I?1848. war auch Berlin. Die fortgesetzte Weigerung Friedrich Wilhelms Iv., den aus der Zeit herausgeborenen Forderungen des Volkes entgegenzukommen, hatte eine sehr gereizte Stimmung in der Menge hervorgerufen. Sie offenbarte sich in lärmenden, allgemeinen Versammlungen, die in der zweiten Märzwoche veranstaltet wurden. Der „Terrorismus der Straße" wuchs von Tag zu Tag und gewann allmählich einen ganz bedenklichen Einfluß. Endlich am 18. März 1848 stellte der König nach langem Zaudern durch ein Patent Erlaß einer Verfaffung und kräftiges Eintreten für eine nationale Bundesreform (Verwandlung des Staatenbundes in einen Bundesstaat) in Aussicht. Die königliche Botschaft wirkte beschwichtigend, ja rief eine freudige Bewegung in der Berliner Bevölkerung hervor. Ganze Scharen eilten auf den Schloßplatz, um dem König zu daukeu. Derselbe erschien auf dem Balkon und nahm die Huldigungen der jubelnden Menge entgegen. Plötzlich fielen, bisher unaufgeklärt von welcher Seite — ob vom Militär oder von gewiffenlofen Agitatoren — zwei Schüsse, die, obwohl sie niemand verletzten, sofort einen Umschlag in der Stimmung des Volkes bewirkten, das sich verraten glaubte. Die eben dem König eine Ovation bereitet hatten, schrieen: „Wir sind verraten," stoben auseinander, stürmten durch die Straßen, erbauten Barrikaden und begannen einen Kampf mit dem Militär, der vom Nachmittag bis
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